Das Endspiel verloren und trotzdem ein Endspiel gewonnen: „Wir haben eine zweite Chance bekommen“, kommentierte Trainer Mark Oliver Stricker die unverhoffte Wende für den FSV Gütersloh II im Abstiegskampf der Frauenfußball-Regionalliga West. Zwar kassierte sein Team am Sonntag im als „Alles-oder-Nichts“-Duell apostrophierten Spiel beim direkten Konkurrenten Sf Siegen eine 0:2-Niederlage. Damit blieb der FSV auf dem drittletzten Tabellenplatz und verpasste vermeintlich die Möglichkeit, sich durch einen Heimsieg am letzten Spieltag über Recklinghausen aus eigener Kraft ganz sicher zu retten. Eine Mitteilung vom Westdeutschen Fußball-Verband aber änderte die Vorzeichen: Borussia Bocholt, vor einem Jahr aus der 2. Liga abgestiegen und aktuell Tabellenzweiter, erklärte den Rückzug zum Saisonende und steht damit automatisch als einer von drei sicheren Absteigern fest.
Der „Fußballgott“ spielte dem FSV Gütersloh am vorletzten Spieltag zudem insofern in die Karten, als der 1. FC Recklinghausen im Heimspiel dem VfL Bochum mit 1:2 unterlag und daher als Viertletzter bei 21 Punkten stehenblieb. Somit reicht den Gütersloherinnen (20 Punkte) im Saisonfinale am Sonntag, 4. Juni (13 Uhr, Tönnies-Arena), ein „Dreier“, um drin zu bleiben. „Wir wollen diese zweite Chance unbedingt nutzen“, appelliert Stricker an die Mentalität seines Teams. Im günstigsten Fall bleibt der FSV aber sogar bei einer Niederlage in der Regionalliga. Sollte nämlich West-Meister Borussia Mönchengladbach im Relegationsspiel gegen den Südwest-Meister SV Elversberg den Aufstieg in die 2. Bundesliga schaffen, bleibt es bei drei Absteigern.
Angesichts dieser Entwicklung konnte es sich der Gütersloher Trainer ersparen, mit seinen Spielerinnen allzu hart ins Gericht zu gehen. „Wir waren für unsere Verhältnisse durch die Bank nicht gut und haben zurecht verloren“, sagte er nach dem 0:2 in Siegen. Dass mit Svenja Hörenbaum, Julia Gärtner und Chiara Tappe drei Stammspielerinnen sowie mit Isabelle Mischke die etatmäßige Torhüterin fehlte, ließ er nicht als Ausrede und Grund für das fehlerhafte Auftreten gelten. Schließlich halfen mit Keeperin Luisa Pösentrup sowie Johanna Burholz und Phine Ebert drei Talente aus dem U17-Bundesligateam aus. „Es war eine Kopfsache“, glaubt Stricker: „Zuletzt waren wir die Jäger und konnten relativ befreit aufspielen, denn wir hatten nichts zu verlieren. Das war diesmal anders – jetzt hatten wir etwas zu verlieren.“
Erkennbar war, dass der FSV gegen die auf Konter lauernden Gastgeberinnen das fußballerisch bessere Team war. Allerdings fehlten im vorderen Drittel sowohl Ideen als auch Präzision. Ein Schuss von Birgitta Schmücker ans Außennetz war die nennenswerteste Aktion in der ersten Halbzeit, ein Schuss von Pamela Jahn an die Latte blieb das offensive Highlight im zweiten Durchgang. Auf der Gegenseite profitierte Siegen zweimal von individuellen Fehlern der FSV-Abwehrspielerinnen. Beim 1:0 in der 17. Minute profitierte Josephine Eva Greb von einem zu kurz geratenen Rückpass der unentschlossen Innenverteidigerin Lena Lückel. Vor dem 2:0 in der 75. Minute legte sich Rechtsverteidigerin Tina Rother den Ball zu weit vor, und Sophie Rüthing bedankte sich. „Beide Tore haben wir dem Gegner aufgelegt“, ärgerte sich Mark Oliver Stricker.
FSV Gütersloh: Pösentrup – T. Rother, Burholz (46. Pradella), Lückel, Zitzer – Schröder, Kammermann, Jahn (71. Welpott), Rädeker – Meier (80. Reinkensmeier), Schmücker (60. Schriek).
Im Aufgebot: Büttner, Ebert.
Tore: 1:0 (17.) Greb, 2:0 (75.) Rüthing.