Mit der Rückkehr des VfL Bochum schloss sich im Sommer ein Kreis, den der Profiklub neun Jahre zuvor selbst zu ziehen begonnen hatte. Nach der Saison 2014/2015 meldete der Verein seine zwei Jahre zuvor aufgestiegenen und mit den Plätzen sechs und sieben etablierten Frauen nicht wieder für die 2. Bundesliga und zog sich freiwillig in die Regionalliga zurück. Nur den Fan-Protesten war es verdanken gewesen, dass die Frauen nicht ganz aus dem Spielbetrieb zurückgezogen wurden. Der klamme VfL gab an, auf die Ersparnis von 120.000 Euro pro Saison angewiesen zu sein. Mit Sarah Grünheid, Magdalena Richter und Laura Hoffmann wechselten damals übrigens drei Leistungsträgerinnen zum FSV Gütersloh.
Nach regelmäßigen Spitzenplatzierungen in der Regionalliga West und aufgrund der allgemeinen Entwicklung im deutschen Frauenfußball stellte der VfL Bochum auch offiziell die Weichen auf Wiederaufstieg. Mit Kyra Malinowski (31) wurde 2022 eine frühere Bundesligaspielerin als Trainerin verpflichtet, und spätestens als im Februar 2024 die frühere Weltmeisterin und Olympiasiegerin Annike Krahn (39) als Sportliche Leiterin vorgestellt wurde, war klar, dass der Vorstoß in die Bundesliga angestrebt wird. Auf eine lange Tradition kann der Frauenfußball bei dem Ruhrpott-Klub dabei nicht zurückblicken. Erst 2010 wurde eine Frauenabteilung gegründet. Die erste Mannschaft speiste sich aus dem Beitritt des TuS Harpen und durfte dank der Übernahme der Spielrechte der SG Wattenscheid 09 in der Regionalliga starten.
Den Wiederaufstieg in die 2. Liga machte das Team um die Ex-Gütersloherin Nina Lange (26) in der vergangenen Saison mit einer stolzen Bilanz perfekt. In 24 Spielen gab es 22 Siege und zwei Unentschieden bei einem Torverhältnis von 109:12. Allein Dörthe Hoppius, mehr als hundert Mal in der Bundesliga für den MSV Duisburg und den SC Sand auf dem Platz, erzielte 31 Treffer. Als Meister der Staffel West musste der VfL allerdings noch die Relegation mit dem FSV Mainz 05 als Meister der Südwest-Staffel bestreiten. Hier setzte sich Bochum mit 4:2 und 2:1 souverän durch.
Mit welchen Ambitionen der VfL in die Saison geht, sieht man an den getätigten Neuverpflichtungen. Mit Sarah Freutel (32) kam eine 194-fache Bundesligaspielerin vom MSV Duisburg. Torhüterin Leonie Doege (25) wechselte vom niederländischen Meister FC Twente. Michelle Klostermann (23) kehrte nach Stationen in Gütersloh, Wolfsburg, Ungarn und Sand zu ihrem Jugendverein zurück. Lina Backhaus (18) bringt Zweitligaerfahrung aus Hoffenheim mit. Lilian Huber (22) wurde in der U17 des FC Bayern München ausgebildet und war zuletzt in den USA aktiv. Mit Anna Latifa Uebing (17) schloss sich ein umworbenes Talent der SGS Essen dem Aufsteiger an. Auch im Trainerteam gab es Veränderungen: Malte Malinowski (32), der ein Jahr ältere Bruder der Cheftrainerin, wirkt nun als „Co“. Die ehemalige Erstligaspielerin Anke Preuß (32) kümmert sich nun um die Torhüterinnen.
Der Start in die Pflichtspielserie geriet maximal erfolgreich. Beim Nordost-Regionalligisten Hansa Rostock gewann der VfL in der ersten Runde des DFB-Pokals auch dank vier Treffern von Nina Lange mit 10:0. Und der Ligaauftakt brachte vor 312 Zuschauern auf dem Leichtathletikplatz am Ruhrstadion einen 1:0-Heimsieg über Eintracht Frankfurt II; Torschützin war Lilian Huber. Vergangenen Samstag gab es im Zweitrundenspiel des Pokalwettbewerbs einen 4:0-Erfolg beim Nord-Regionalligisten Kieler MTV. Die Treffer erzielten Alina Angerer (2), Nina Lange und Anna-Luisa Figueira Marques.