Von wegen kleine Brötchen backen: In Andernach, in Anlehnung an eine mittelalterliche Sage als „Bäckerjungenstadt“ bezeichnet, spielen die Fußballerinnen eine durchaus große Rolle. Seit 2019 gehört das Frauenteam der Sportgemeinschaft Andernach 99 e.V. ununterbrochen der 2. Bundesliga an. Und nach Platz elf im Aufstiegsjahr gehören die „Bäckermädchen“, wie sie daheim genannt werden, mit den Rängen drei, vier, fünf und fünf zum oberen Drittel im Unterhaus. Sportlich kamen sie mehrfach für den Aufstieg in die Bundesliga in Frage, doch wegen unerfüllbarer Auflagen im infrastrukturellen Bereich stellte die SG 99 Andernach keinen Lizenzantrag.
Den Teig in der Saison 2024/2025 rührt in der „Backstube“, einem schlichten Rasenplatz ohne Tribüne, ein neues Trainerteam an. Für Florian Stein, der nach vier erfolgreichen Jahren als Verbandssportlehrer zum Fußballverband Rheinland wechselte, übernahm André Steinbach die Rolle des Teamchefs. Der 44-Jährige, zuvor Trainer des Männer-Bezirksligisten TSV Emmelshausen, hatte sich im Jugendbereich der TuS Koblenz sowie als Talentscout bei der TSG Hoffenheim einen Namen in der Region gemacht. Als Co-Trainerin heuerte Verena Willinek (48) nach Stationen beim mittelrheinischen Verband sowie beim norwegischen Zweitligisten Hinna FK in Andernach an. Offiziell als Trainerin geführt wird A-Lizenz-Inhaberin Isabell Hawel (38), die gleichzeitig als Abteilungsleiterin fungiert.
Was die Kaderschmiede angeht, mussten die „Bäckermädchen“ in gewisser Hinsicht doch kleine Brötchen backen. Von den sechs Neuzugängen verfügt nur Antonia Hornberg (33) über Zweitligaerfahrung, allerdings kehrte die Stürmerin nach einer zweijährigen Fußballpause zu ihrem alten Klub zurück. Mit Alina Recht (23, Bayer Leverkusen) und Isabelle Pfeiffer (27, Fortuna Köln) kamen zwei Spielerinnen aus der Regionalliga West. Außerdem schloss sich Michelle Reifenberg (25) vom Südwest-Regionalligisten FSV Mainz 05 der SG 99 an. Und aus der eigenen „Zweiten“ rückten Malou Müller (18) sowie Anna-Lena Leipelt (23) in den Kader der „Ersten“.
In die Saison starteten die Andernacherinnen mit drei Pflichtspielniederlagen. Erst schieden sie daheim durch ein 1:2 gegen den Ligarivalen SC Sand in der ersten Runde aus dem DFB-Pokal aus. Dann gingen sie bei Borussia Mönchengladbach (1:2) und gegen den SV Weinberg (0:2) leer aus. Der 1:0-Erfolg beim 1. FC Nürnberg durch einen Treffer von Antonia Hornberg war der erste und bisher einzige Sieg. Es folgten eine 0:2-Heimniederlage gegen Union Berlin, sowie zwei Unentschieden beim FC Ingolstadt (1:1) sowie zuletzt gegen den SV Meppen (0:0). Mit fünf Punkten rangiert die SG 99 Andernach als Elfter direkt hinter dem FSV Gütersloh. Das Torverhältnis von 3:7 weist das Team als offensivschwach und defensiv stark aus. Zu berücksichtigen ist jedoch, dass Trainer Steinbach stets überdurchschnittlich viele Ausfälle zu beklagen hatte. Mit der Belgierin Daria Collas zog sich vor zwei Wochen eine Angreiferin einen Kreuzbandriss zu.
Die Bilanz des FSV Gütersloh gegen die SG Andernach ist negativ. In bislang acht Partien gab es bei einem Torverhältnis von 11:17 drei Niederlagen, drei Unentschieden und nur zwei Siege. Ein Heimvorteil lässt sich aus der Statistik nicht ableiten, denn von drei Spielen gingen zwei verloren. Das letzte Duell am 31. März 2024 endete mit einer 1:4-Niederlage. Paula Reimann hatte mit dem Pausenpfiff zum 1:1 ausgeglichen, doch in der zweiten Halbzeit trafen nur noch die Bäckermädchen Julia Schermuly, Alina Wagner und Vanessa Zilligen.
Die Partie zwischen dem FSV Gütersloh und der SG 99 Andernach wird am Sonntag, den 13. Oktober um 14:00 Uhr in der Tönnies-Arena stattfinden. Tickets können an der Tageskasse erworben werden.