Viel hochkarätiger und attraktiver könnte das Hinrundenfinale in der 2. Frauen-Bundesliga für den FSV Gütersloh nicht sein: Mit dem 1. FC Union Berlin gastiert am Sonntag um 14 Uhr der Tabellenzweite in der Tönnies-Arena. Und mit dem Aufsteiger aus Köpenick, der mit professionellen und Strukturen und einem profihaften Etat den Durchmarsch in die Bundesliga anstrebt, hat der FSV noch ein Hühnchen zu rupfen: Am 20. August verlor er das Erstrundenspiel im DFB-Pokal nach einer begeisternden 120-Minuten-Partie unter Flutlicht im Heidewaldstadion (2:2) per Elfmeterschießen mit 4:6. Begegneten sich beide Teams damals auf Augenhöhe, entwickelte sich die Bilanz in der 2. Liga unterschiedlich. Während die Berlinerinnen ihrer Favoritenrolle gerecht wurden, nur eine von zwölf Partien verloren (1:2 gegen Frankfurt II) und mit 25 Punkten bei 22:7 Toren einen Aufstiegsplatz innehaben, muss der FSV Gütersloh als Tabellenzehnter (13 Punkte, 19:31 Tore) gegen den Abstieg kämpfen. Und trotzdem sagt Daniel Fröhlich: „Ich sehe eine Chance, gegen Berlin Punkte zu holen.“ Unser Cheftrainer hat für dieses selbstbewusste Statement zwei Gründe. Zum einen scheint die Formkurve von Union etwas abgeflacht: Aus den letzten sechs Spielen holte das Team von Trainerin Ailien Poese „nur“ elf Punkte; vergangenen Sonntag musste es sich daheim vor 5.478 Zuschauern im Stadion An der Alten Försterei mit einem 1:1 gegen den VfL Bochum zufrieden geben. Zum anderen zeigte die Ergebnis- und vor allem die teaminterne Stimmungskurve der Gütersloherinnen letzten Sonntag mit dem knappen 1:2 beim Tabellenführer 1. FC Nürnberg eindeutig nach oben.
Aufgrund der wechselhaften Leistungen in dieser Saison bleibt Daniel Fröhlich allerdings leicht skeptisch: „Wir sind ja eine kleine Wundertüte.“ Aber er setzt darauf, dass diesmal der abermals guten Trainingswoche ein kämpferisch starker Auftritt folgt. Wenn es seinem Team dann gelingt, längere Ballbesitzphasen zu haben als in Nürnberg, ist alles drin. Klar ist auch, dass die Gütersloherinnen die gegnerischen Standards besser verteidigen müssen als im Max-Morlock-Stadion. Denn alle erinnern sich: Im Pokalspiel fielen beide Berliner Treffer direkt oder indirekt durch Freistöße.
Was das Personal angeht, sind beide Teams ersatzgeschwächt. Bei Union fehlen vier Spielerinnen, darunter mit der griechischen Nationalspielerin Eleni Markou eine Torschützin vom August. Der FSV Gütersloh muss neben den Langzeitverletzten Shpresa Aradini und Marie Schröder (1:0-Führungskraft im Pokalspiel) auch auf Mittelfeldspielerin Ronja Leubner (instabile Kniescheibe) und Verteidigerin Lilly Stojan (Urlaub) verzichten. Letztere hatte seinerzeit mit dem 2:2-Ausgleich in der 89. Minute die torlose Verlängerung erzwungen. Für sie könnte entweder die in Nürnberg gelbgesperrte Nele Schmidt oder Chiara Tappe in die Abwehrkette rutschen. Keinen Zweifel lässt Daniel Fröhlich daran, dass Stürmerin Pauline Berning nach ihrem erfolgreichen Comeback wieder von Anfang an spielen soll. Die ebenfalls aus dem Kader der „Zweiten“ hochgezogene Charlotte Weinhold wird erstmals ins Zweitligaufgebot berufen. Der Rückblick auf das Pokalspiel lehrt übrigens, das der Ausfall von Leistungsträgerinnen kompensiert werden kann. Damals fehlten mit Merle Hokamp und Jacqueline Baumgärtel die herausragende Abwehrspielerin und die erfolgreichste Torjägerin des FSV Gütersloh.