Mit einem Spiel gegen Union Berlin begann die Saison für den FSV Gütersloh – und mit einem Spiel gegen Union Berlin endet sie auch. Doch nichts ist am Sonntag, wenn die Partie um 14 Uhr im Stadion An der Alten Försterei angepfiffen wird, noch genauso wie am Dienstag, 20. August 2024, als die Partie im Gütersloher Heidewaldstadion ausgetragen wurde. Seinerzeit trat der 1. FC Union als Aufsteiger zum Erstrundenspiel im DFB-Pokalwettbewerb beim etablierten Zweitligisten FSV an – und hatte Mühe und Glück, das packende Duell nach 120 Minuten und einem 2:2-Spielstand mit 6:4 im Elfmeterschießen zu gewinnen. In den Monaten danach aber entwickelte sich die Leistungskurve beider Teams diametral entgegengesetzt. Und so kommt es nun zu einem „Finale“, in das die Eisernen als Tabellenführer und feststehender Bundesliga-Aufsteiger und die Gütersloherinnen als Tabellenletzter und feststehender Absteiger gehen. Viel mehr als eine Statistenrolle trauen viele dem FSV nicht zu, zumal es für die Profitruppe aus Köpenick darum geht, den Gewinn des Meistertitels perfekt zu machen. Mit 59 Punkten liegt Union gleichauf mit dem 1. FC Nürnberg, hat aber das um zwölf Treffer klar bessere Torverhältnis. Apropos Tore: In ihren letzten drei Heimspielen (6:1, 4:0, 6:0) stillten die Berlinerinnen ihren Hunger mit hohen Siegen über Mönchengladbach, Ingolstadt und Sand. „Wir müssen höllisch aufpassen, dass wir nicht unter die Räder kommen“, weiß Markus Graskamp. Der FSV-Trainer kennt auch die individuelle Qualität im Team seiner Kollegin Ailien Poese: Kapitänin Lisa Heiseler führt die Torschützenliste der 2. Liga mit 19 Treffern an, Dina Orschmann hat schon zwölf Mal getroffen.
„Unser Ziel ist es, ein ordentliches Spiel abzuliefern.“ Markus Graskamp wird seine Elf mit dem Auftrag aufs Feld schicken, „tief zu stehen und erstmal die eigene Hälfte zu verteidigen.“ Schon bei der jüngsten 1:3-Heimniederlage gegen den 1. FC Nürnberg hat der FSV seine Außenseiterrolle sehr achtbar interpretiert. Etwas anders als vor einer Woche in der Tönnies-Arena werden allerdings die Rahmenbedingungen sein. Die Partie findet im traditionsreichen, 22.012 Zuschauer fassenden Stadion An der Alten Försterei statt – und das womöglich vor ausverkauften Rängen. Im Vorfeld wurden mehr als 17.000 Karten verkauft, im Anschluss ist eine gemeinsame Saisonabschlussfeier mit dem Männerteam von Union organisiert. „Wenn sie aus dem Spielertunnel kommen und das Eisern Union-Lied ertönt, werden der einen oder anderen von uns schon etwas die Knie schlottern“, glaubt Markus Graskamp. Er hofft aber, dass die Kulisse letztlich auch die Gütersloherinnen eher motivieren und beflügeln wird, als dass es sie hemmt. Für Wehmut ist bei allen Beteiligten nach der Partie noch genug Zeit: Um zirka 15.45 Uhr endet am Sonntag nach 21 Jahren, 16 davon als eigenständiger FSV, die Ära von Zweitliga-Frauenfußball in Gütersloh. Ein Highlight versüßt den bitteren Abschied.