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Matthias Kaiser – ein Glücksfall für den FSV Gütersloh

Wir haben was gegen Rassismus. Fußball verein(t) gegen Rassismus. (© Deutscher Fußball-Bund)

Irgendwie kam er wie die Jungfrau zum Kind, doch jetzt ist Matthias Kaiser beim FSV Gütersloh kaum mehr wegzudenken. „Ich wusste gar nicht, dass es Mädchenfußball gibt“, blickt der 54-Jährige auf seine Anfänge beim Frauensportverein zurück. Inzwischen schreibt Kaiser als Teammanager der „Zweiten“ kräftig an der Erfolgsgeschichte des Klubs mit, und seit kurzem sorgt er auch als Platzwart für perfekte Bedingungen in der Tönnies-Arena.

Dass „Matze“ Kaiser mal in Ostwestfalen landen würde, war nicht abzusehen. „Ich bin sehr heimatverbunden“, sagt der aus Leinefelde im Landkreis Eichsfeld stammende Thüringer. Dort ging er zur Schule, dort machte er eine Ausbildung zum Agrotechniker/Mechanisator („Man kann auch Bauer dazu sagen“) und dort frönte er als Torwart dem Fußballsport. Mit spezieller Beklemmung erinnert er sich an seinen Wehrdienst in der DDR-Volksarmee, den er von 1988 bis 1990 in Weißenfels absolvierte. Voll aufmunitioniert „begleitete“ er damals mit seiner Einheit die Montagsdemonstrationen in Leipzig: „Es hätte passieren können, dass man auf Freunde und Bekannte hätte schießen sollen.“ Das neue Leben nach der Wiedervereinigung begann für Matthias Kaiser mit dem beruflichen Wechsel in eine Spedition und einer Tätigkeit als LKW-Fahrer im internationalen Fernverkehr. Er blieb auch dann im Eichsfeld, als seine Freundin Martina Dietrich im Zuge der Partnerschaft zwischen Rheda-Wiedenbrück und dem Heilbad Heiligenstadt in die Stadt an der Ems wechselte. Zehn Jahre pendelte sie, bis im Jahr 2000 der Sohn Robert geboren wurde. Nach vierjähriger Elternzeit kehrte sie in die Stadtverwaltung Rheda-Wiedenbrück zurück, wo sie heute als Standesbeamtin tätig ist. Erst 2009 folgte ihr Matthias Kaiser, der einen Job beim Eigenbetrieb Abwasser antrat, nach Wiedenbrück.

Um in der fremden Umgebung Anschluss zu finden, meldete er sich bei den Altherrenfußballern von RW St. Vit an und engagierte sich als Jugendtrainer in dem Verein, in dem auch sein Sohn Robert kickte. „Mir hat dort aber die Ernsthaftigkeit gefehlt“, sagt er. Ein Zufall brachte ihn mit dem FSV Gütersloh in Berührung. Der Kontakt zum früheren Organisationsleiter der Tönnies-Arena, dem viel zu früh 2020 verstorbenen Konrad Putzke, verhalf ihm zu Trainingseinheiten mit den St. Viter Jungs auf dem Kunstrasen in Rheda. Anschließend trainierte hier Christian Franz-Pohmann mit dem U-17-Bundesligateam – man kam ins Gespräch. Das 2014 erfolgte Angebot, als Torwarttrainer beim FSV anzufangen, nahm Kaiser an. Obwohl ihm der Mädchenfußball fremd war, imponierte ihm die Arbeit des Vereins und von CFP: „Disziplin, Ordnung, Respekt – da war Schliff drin. Es steckte ein Leistungsgedanke dahinter, und man hatte Ziele.“

Die gegenseitige Begeisterung hielt auch an, als Jacqueline Dünker die U-17 übernahm. Und als die 2. Frauenmannschaft 2018 in die Landesliga abstieg, schien Matthias Kaiser der richtige Mann, um den notwendigen Neuaufbau zu organisieren. Als erste Maßnahme holte er Svenja Hörenbaum, Gina Meierebert und Lynn Thäter zurück, dann überzeugte er die abwanderungswilligen Celina Baum und Greta Rapior zum Bleiben. Der Turnaround gelang, als Meister schaffte der FSV II die sofortige Rückkehr in die Verbandsliga. „Aus Jux habe ich dann mal gesagt: Wenn ich die Zweite als Teammanager in die Regionalliga geführt habe, höre ich auf.“ Im Sommer 2022 war es tatsächlich soweit, doch Kaiser blieb: „Mich hat der Ehrgeiz gepackt, und jetzt wollen wir mit M.O. Stricker als Trainer in der Regionalliga bleiben.“ Neben dem Leistungsgedanken fesselt ihn aber auch die soziale und emotionale Bereicherung seines Lebens: „Ich habe hier viele Menschen kennengelernt und das Engagement beim FSV macht mir Spaß.“

Weil der umtriebige und hilfsbereite Matthias Kaiser ohnehin zu den „Daueranwesenden“ in der Tönnies-Arena zählt, wurde er auch in anderer Hinsicht zum Glücksfall für den FSV Gütersloh. Als Wilhelm Krüger in Rente ging, übernahm er zum 1. Oktober den Posten des Platzwarts. „Weil ich so gerne Trecker fahre“, scherzt Kaiser, der frühere Agrotechniker. Und so sieht man ihn gelegentlich nach Spielschluss durch die Arena knattern, um den Kunstrasen durchzubürsten. Auf diese „Streicheleinheiten“ muss die Spielfläche nach dem am kommenden Sonntag stattfindenden Zweitligaspiel gegen Hoffenheim allerdings etwas länger warten: Kaiser tritt um 13 Uhr mit „seiner“ Zweiten im Kampf um den Klassenerhalt in der Regionalliga bei Arminia Bielefeld an.

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