Der Ball lag gewissermaßen auf dem Elfmeterpunkt, aber verwandeln konnte unser Zweitligateam die Chance auf die Rückeroberung des 2. Tabellenplatzes nicht. Nachdem drei Stunden zuvor die SG 99 Andernach daheim mit 0:2 gegen den FC Ingolstadt gepatzt hatte, hätte dem FSV Gütersloh ein Sieg beim abstiegsbedrohten VfL Wolfsburg II gereicht, um den Bäckermädchen den direkten Aufstiegsplatz zur Bundesliga wieder zu entreißen. Doch daraus wurde nichts. Unsere Frauen verloren mit 1:2, bleiben Tabellendritter und gehen mit acht Punkten Rückstand in das Jahresfinale am kommenden Sonntag gegen Spitzenreiter RB Leipzig. Es war die zweite Niederlage in Folge, nachdem eine Woche zuvor die TSG Hoffenheim II mit 2:0 in der Tönnies-Arena gewonnen hatte. „Uns ist ein wenig die Ballsicherheit und Handlungsschnelligkeit abhanden gekommen. Beides müssen wir uns wieder neu erkämpfen“, sagte Britta Hainke. Eine tiefgreifende Analyse, warum ihr Team in den letzten beiden Partien aus der Spur gerutscht ist, hatte die Cheftrainerin direkt nach Spielschluss noch nicht.
Gegenüber dem Hoffenheim-Spiel hatten Hainke und Trainer Sammy Messalkhi die Anfangsformation dreifach geändert. Anstelle von Jacqueline Manteas, Jacqueline Baumgärtel und Lena Strothmann liefen im Wolfsburger Stadion Elsterweg Anna Höfker, Hedda Wahle und Celina Baum auf. Etwas überraschend begann der im 4-4-2 startende FSV mit Sphresa Aradini und Paula Reimann als Sturmspitzen. Einen offensiven Effekt hatten die Personalmaßnahmen allerdings nicht. „In der ersten Halbzeit haben wir diesbezüglich gar nicht stattgefunden“, monierte Britta Hainke. Tatsächlich brachten es die Gütersloherinnen auf einen einzigen (harmlosen) Torschuss von Aradini in der 41. Minute. Und die gute Möglichkeit nach einer Flanke von Rechtsverteidigerin Marah Tayeh (36.) verschenkte die unbedrängte Celina Baum durch eine schlechte Ballannahme. Allerdings ließ der FSV auch keine gegnerische Torchance zu, so dass der 0:0-Pausenstand das Spiel korrekt widerspiegelte. „Wir haben die eroberten Bälle viel zu schnell wieder verloren, es kamen überhaupt keine Ballstaffetten zustande“, bedauerte die Trainerin.
Nach der Pause stellte der FSV intern um, und Aradini wechselte wieder auf die Position acht ins Mittelfeld. Doch es gab weiterhin kein systematisches Durchkommen. Die beste Chance bot sich in der 51. Minute Leonie Kreil. Bei ihrer besten Aktion zog die Stürmerin im Strafraum nach innen auf die Torhüterin zu, ließ sich den Ball aber von einer Wolfsburger Abwehrspielerin noch vom Fuß spitzeln. Die anschließende Ecke brachte ebenso wenig Torgefahr wie alle anderen Hereingaben von der Eckfahne. Auch die Freistöße, wie der aus 22 Metern von Hedda Wahle in der 68. Minute, missglückten.
Mehr Zug zum Tor hatte in dieser Phase der VfL Wolfsburg. Der Schussversuch von Tessa Blumenberg in der 52. Minute, den Marah Tayeh im letzten Moment noch zur Ecke blockte, war eine Warnung. Zwei Minuten später kassierte der FSV das 0:1. Nach einem trockenen 16-Meter-Lattenschuss von Blumenberg schoss Chiara-Sophie Silberstorf den Abpraller ins Netz. Und in der 62. Minute kam die Torschützin aus halbrechts wieder frei zum Abschluss, doch Torhüterin Sarah Rolle war passend zur Stelle.
Etwas mehr positive Wildheit und Lust zur Attacke kam erst durch die Einwechslung von Jacqueline Baumgärtel (64.) ins Gütersloher Spiel. Sie war es auch, die in der 82. Minute mit einem 18-Meter-Schuss spektakulär in den Winkel traf. Allerdings war dies nicht der Ausgleich, sondern nur der Anschlusstreffer zum 1:2. Wolfsburg hatte nämlich zwei Minuten zuvor durch Blumenberg mit einem Schlenzer über Rolle hinweg das 2:0 erzielt. Die risikoreiche Schlussoffensive brachte unserem Team allerdings keine Torchance mehr, sondern bescherte Jacqueline Baumgärtel in der letzten Aktion noch eine schmerzhafte Fußprellung. Manch andere Unparteiische hätte dabei auch auf Elfmeter entschieden, doch die Leipzigerin Christine Weigelt sah kein Foul an der Gütersloherin, sondern pfiff die Partie ab.
FSV Gütersloh: Rolle – Tayeh (75. Manteas), Höfker, Wahle, Deppe – Baum (79. Schriek), Leubner, Tellenbröker, Kreil – Aradini (75. Strothmann), Reimann (64. Baumgärtel).
Im Aufgebot: Gomulka, Pagel, Mischke (Tw), Jäger (Tw).