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Torhüterin Leah Blome: Ein gereiftes Talent mit großem Ehrgeiz und einer Weltmeisterin als Vorbild

Wir haben was gegen Rassismus. Fußball verein(t) gegen Rassismus. (© Deutscher Fußball-Bund)

Flugkurve und Geschwindigkeit eines Balles berechnen zu können, gehört zu den Kernkompetenzen einer Fußball-Torhüterin. Leah Blome, die Nummer zwei im Kasten unseres Zweitligateams, verfügt darüber. Ob ihr diese Fähigkeit auch hilft, wenn sie demnächst zur mündlichen Abiturprüfung im Fach Mathematik antritt? Wohl kaum, dort werden andere Dinge abgefragt. In einem anderen Abiturfach hat die 17-Jährige allerdings schon von ihrer sportlichen Klasse profitiert. Die Klausur im Leistungskurs Sport sei „gut gelaufen“, sagt die Schülerin des Städtischen Gymnasiums Kamen (ohne die Note bereits zu kennen), und auch bei der praktischen Prüfung punktete sie kräftig für den angestrebten 1,3-Notendurchschnitt. Den 5.000-Meter-Lauf etwa absolvierte sie in 25:21 Minuten, was ihr 14 Punkte einbrachte.

Man sieht, für Leah Blome steht in ihrer ersten Saison beim FSV Gütersloh mehr auf dem Spiel, als das Abschneiden des Teams in der 2. Bundesliga oder ihre persönliche Erfolgsbilanz. Der Annahme, dass sie wegen der Abiturvorbereitung in ihrem leistungssportlichem Engagement zurücksteckt, würde die am 10. Juni 2006 in Paderborn geborene und in Bad Wünnenberg aufgewachsene Fußballerin wahrscheinlich widersprechen. „Ich bin generell ein sehr ehrgeiziger Mensch“, sagt Leah Blome. Entsprechend ihrem Naturell hat sie schon immer versucht, das Optimum aus ihrem fußballerischen Talent herauszuholen. Als sich abzeichnete, dass der in der Familie hoch im Kurs stehende Tischtennissport nicht ganz ihr Ding war („Es hat sich herauskristallisiert, dass ich eher eine Mannschaftsspielerin bin“) fokussierte sie sich auf den Fußball und reifte in den Jungen-Teams des Delbrücker SC zu einer starken Torhüterin heran. Der Umzug im Jahr 2020 ins FLVW-Internat in Kaiserau – verbunden mit dem Wechsel vom Liebfrauen-Gymnasium Büren aufs „Städtische“ in Kamen – war für sie ein wichtiger Schritt. „Ich habe das als sehr positiv empfunden. Man lernt in jungen Jahren Eigenständigkeit, Eigenorganisation und Eigenverantwortung.“ Fortan spielte sie mit den Jungen von SuS Kaiserau in der Bezirksliga. Und selbstverständlich fiel das Westfalenauswahl-Talent auch dem DFB auf. 2021 und 2022 absolvierte sie vier U16-Länderspiele und am 9. September 2022 debütierte sie bei der 2:3-Niederlage gegen Italien im deutschen U17-Team.

Dies blieb ihr vorerst letzter Auftritt im Nationaltrikot. Leah Blome selbst, damals gerade mal 16 Jahre alt geworden, teilte den Trainerinnen mit, vorerst nicht mehr für die DFB-Auswahl spielen zu wollen. „Es wurde mir alles zu viel“, erinnert sie sich an die Zeit, als Stress und Panik sie vor Länderspielen befiel. „Wenn die Nominierung kam, habe ich mich riesig gefreut. Aber je näher der Spieltag rückte, desto mehr änderte sich das. Und zwei Tage vorher habe ich heimlich gehofft, krank zu werden.“ Die DFB-Verantwortlichen äußerten Respekt und Verständnis für den ungewöhnlichen Schritt. „Sie haben mir aber auch klargemacht, dass es für eine Rückkehr nicht ausreicht, nach drei Monaten wieder anzurufen.“ Rückblickend ist Leah Blome überzeugt: „Das war das Beste was ich machen konnte, denn ich habe den uneingeschränkten Spaß am Fußball wiedergefunden.“ Inzwischen spielt der Gedanke, einen neuen Anlauf zu unternehmen, durchaus wieder eine Rolle. „Es kribbelt sehr“, gesteht die gereifte junge Frau.

Zum neuen Wohlbefinden beigetragen hat auch der Wechsel zum FSV Gütersloh im Sommer 2023. „Ich bin super aufgenommen worden“, sagt sie über die erstmalige Zugehörigkeit zu einem weiblichen Vereinsteam. Dass sie nicht gleich die Nummer eins werden würde, war ihr klar. „Ich kennen meine Rolle in der Mannschaft“, sagt sie, bevor ihr die Doppeldeutigkeit auffällt. Leah Blome ist die klare Nummer zwei hinter Kapitänin Sarah Rolle. Neben fünf Spielen im Regionalliga-Perspektivteam stehen bislang zwei Zweitligaeinsätze zu Buche. Beim 4:0-Erfolg über Borussia Mönchengladbach am 15. Oktober wurde sie in der 79. Minute für die verletzte Stammkeeperin eingewechselt, die sie am 17. Dezember bei der 0:3-Heimniederlage gegen den Hamburger SV über 90 Minuten vertrat. Was ihr bleibt, ist den Konkurrenzkampf mit Sarah Rolle durch konstant starke Trainingsleistungen zu schüren. Sie schätzt die Klasse der sechs Jahre ältere Mitspielerin: „Rollo ist eine mega gute Torhüterin, und ich kann unheimlich viel von ihr lernen.“ Leah Blome ist aber selbstbewusst genug, um zu sagen: „Rollo kann auch von mir lernen. Und sie merkt, dass da jemand ist, der ihr Druck macht.“ Was ihre sportliche Perspektive angeht, ist die aktuelle Ersatzkeeperin überzeugt: „Irgendwann wird sich mein Einsatz lohnen.“ Dann können ihre Eltern Yvonne und Hans-Norbert sowie ihre beiden älteren Brüder Nils und Till, die jedes Heimspiel und auch fast jedes Auswärtsspiel besuchen, sie regelmäßig zwischen den Pfosten bewundern. Dort ähnelt Leah Blome mit ihrer Reaktionsschnelligkeit auf der Linie und ihren katzenhaften Bewegungen tatsächlich ein wenig ihrem Vorbild Nadine Angerer. Einmal war sie der inzwischen 45-jährigen Weltmeisterin von 2007 sogar ganz nah, als sie vor elf Jahren in Paderborn Einlaufkind beim Länderspiel Deutschland gegen Kanada war.

Selbst eine Profi-Karriere einzuschlagen wie Angerer, die 139 Länderspiele bestritt, 2013 zur Weltfußballerin gewählt wurde und seit kurzem Torwarttrainerin der Schweizer Nati ist, plant Leah Blome nicht. „Ich bin realistisch“, sagt sie und weiß: „In Deutschland kann man als Frau nicht vom Fußball leben.“ Sie beabsichtigt, ein Duales Studium der Wirtschaftsinformatik zu beginnen. „Dann wäre das Wohlfühlpaket komplett“, freut sie sich darauf, wieder ganz daheim in Bad Wünnenberg zu wohnen, wo neben Papa und Mama auch die Großmutter noch im elterlichen Haus lebt.

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