Der Blick auf die Tabelle in der 2. Frauen-Bundesliga ist für den FSV Gütersloh ernüchternd. Nach sechs Spieltagen belegt unser mit ganz anderen Ambitionen gestartete Team mit nur sechs Punkten den enttäuschenden 10. Tabellenplatz. Vor allem aber erschreckt die hohe Anzahl von 17 Gegentoren. Auch beim 2:5 am Sonntag gegen den FC Bayern München II, der dritten Niederlage in Folge, mangelte es deutlich an defensiver Stabilität. „Wir machen es dem Gegner viel zu einfach“, kritisierte Daniel Fröhlich das Verhalten auf mehreren Positionen. Und er kündigte sowohl für die Trainingswoche („Da werden wir eine andere Stimmung als gewöhnlich haben“) als auch im Hinblick auf das Heimspiel gegen die SG 99 Andernach an: „Das wird Konsequenzen haben.“
Im Sportpark Aschheim rächten sich Schnelligkeitsdefizite und Zweikampfschwäche schon in der 9. Minute. Nele Schmidt konnte die auf links durchgebrochene Weronika Zawiskowska kurz vor dem Eindringen in den Strafraum nur mit einer gelbwürdigen Grätsche stoppen. Die Freistoßflanke landete auf dem Kopf der nicht körpernah attackierten Luzie Zähringer, und der FSV lag mit 0:1 zurück. Fröhlichs Plan, zunächst etwas kompakter zu stehen, die Münchnerinnen kommen zu lassen und über Umschaltsituation selbst für Torgefahr zu sorgen, war ein Stück weit Makulatur. Fast hätten sich die Gütersloherinnen schon in der 19. Minute durch Sarah Ernst das 0:2 gefangen, doch ihr Schuss ging am langen Pfosten vorbei.
Erst danach kam unser Team, in dem Lucy Wisniewski im linken Mittelfeld ihr Startelfdebüt feierte, etwas besser ins Spiel. Vielleicht wäre sogar der rasche Ausgleich möglich gewesen, doch Marie Schröder schloss in der 22. Minute nach einem Ballverlust von Bayern-Kapitänin Greta Hünten zu früh aus 30 Metern und deutlich über das Tor ab. Unsere Angreiferin vergab in der 41. Minute aber auch die Riesenchance zum 1:1, nachdem Lucy Wisniewski die Münchnerin Marie Gmeineder an der Strafraumgrenze erfolgreich bedrängt hatte. Schröder hatte in zentraler Position völlig unbedrängt freie Schussbahn, platzierte den Ball aber neben den rechten Pfosten. Die Quittung gab es zwei Minuten später: Im Mittelfeld traf Melanie Schuster den eigentlich harmlosen Flugball nicht richtig. Die aus dem Bundesligakader ausgeliehene polnische Nationalspielerin Weronika Zawiskowska war auf halbrechts von Nele Schmidt nicht mehr einzufangen und passte die Kugel im Strafraum quer nach innen. Dort hatte die sträflich allein gelassene Sarah Ernst sogar noch Zeit, sich den Ball zurechtzulegen, um Sarah Rolle ins kurze Eck zum 2:0 zu überwinden. Schon vorher (29.) hatte unsere Torhüterin einen 20-Meter-Freistoß von Laura Gloning (nach Foul von Finja Kappmeier an Zawiskowska) entschärft. Und in der 34. Minute konnte Rolle nur deswegen klären, weil der frei auf sie zulaufenden Greta Hünting der Ball versprang. Über den Zwei-Tore-Pausenrückstand konnten sich die Gütersloherinnen also nicht beschweren.
Daniel Fröhlich und Co-Trainer Rainer Borgmeier reagierten nahezu maximal – mit einem Vierfachwechsel. Für Kappmeier, Wisniewski, Schmidt und Bultmann schickten sie ab der 46. Minute Leandra Kammermann, Gizem Kilic, Celina Baum und Ronja Leubner auf den Platz. Zudem agierte das Team nun in einer 4-3-3-Formation. Tatsächlich kam der FSV Gütersloh sofort zum Anschlusstreffer. Eine Flanke von Rechtsaußen Marie Schröder hatte Gizem Kilic per Kopf erreicht, und die passend in den Torraum eingelaufene Ronja Leubner traf aus der Drehung ins Netz. Schiedsrichterin Lena Krämling entschied allerdings zunächst auf Abseits, denn ihre Assistentin Paulina Koch hatte die Fahne gehoben. Allerdings zweifelte die 27-jährige Krämling die Korrektheit der Abseitsstellung an, und nach kurzer Beratung mit Koch erkannte sie den Treffer an. Kurzzeitig durfte der FSV am 2:2 schnuppern, zumal Gizem Kilic einen Fehler der fränzösischen U23-Nationalspielerin Magou Doucouré in der 52. Minute fast ausgenutzt hätte.
Doch die größere spielerische Qualität des Münchner Talentschuppens setzte sich – begünstigt von erfolgloser Gütersloher Zweikampfführung – weiter durch. „Vielleicht fehlt uns auf dem Platz eine ordnende Hand“, bedauerte Daniel Fröhlich das Fehlen von Maren Tellenbröker. Jedenfalls kam der FC Bayern mit einfachen Läufen und Aktionen zu den nächsten Chancen. Erst landete ein Gloning-Schuss am Pfosten (53.), dann vollendete die auf halbrechts sträflich unbeschattete Anna Guzman ein Portella-Zuspiel mit einem starken Schuss ins kurze Eck (58.). Drei Minuten später hatte die ebenfalls von oben abgestellte kolumbianische Nationalspielerin das Glück, dass sich Sarah Rolle von einer schräg geratenen Flanke überraschen ließ und sich den Ball mit den Händen quasi selber zum 4:1 ins Netz drückte.
Das beinahe postwendende 4:2 durch einen Kopfball von Ronja Leubner (nach Schröder-Flanke) ließ bei den Gütersloherinnen nochmal leichte Hoffnung aufkeimen. Jacqueline Baumgärtel (68.) und Marie Schröder (73.) kamen auch zu Kopfball-Möglichkeiten, doch im Grunde hatte der FSV sein offensives Pulver verschossen. Zu allem Überfluss sah sich Lilly Stojan in der Nachspielzeit dazu gezwungen, die schnelle Weronika Zawiskowska im Strafraum mit einem klaren Foul zu stoppen. Laura Gloning machte mit dem sicher zum 5:2 verwandelten Elfmeter den ersten Saisonsieg des Tabellenletzten perfekt.
FC Bayern München II: Wellmann – Karl (90.+1 Weixler), Doucoure, Zähringer, Gloning – Gmeineder (76. Senftl), Hünten – Zawiskowska, Portella (90.+1 Roduner), Guzmann (90.+1 Keitel)– Ernst (66. Wegscheider).
Im Aufgebot: Reszler, Rintzner, Hoffmann, Schmid (Tw).
FSV Gütersloh: Rolle – Kappmeier (46. Kammermann), Schmidt (46. Baum), Stojan, Hokamp – Bultmann (46. Leubner), Schuster, Wisniewski (46. Kilic), Preuß – Schröder, Baumgärtel.
Im Aufgebot: Zitzer, Tappe, Krumme (Tw).
Schiedsrichterin: Lena Krämling (Augsburg); Gelbe Karten: – / Schmidt, Baum, Schuster.
Ecken: 3:1 (2:0); Chancen: 9:6 (4:2).
Tore: 1:0 (9.) Zähringer, 2:0 (43.) Ernst, 2:1 (46.) Leubner, 3:1 (58.) Guzman, 4:1 (61.) Guzman, 4:2 (63.) Leubner, 5:2 (90.+3) Gloning (FE).