Einen Punkt gewonnen oder zwei verloren? Für Noah Henneböhle, Trainer des Frauenfußball-Regionalligisten FSV Gütersloh II, war die Antwort nach dem 2:2-Unentschieden gegen den SSV Rhade ganz klar: „Für uns ist das zu wenig.“ Dabei hatte er weniger die Verteilung von Spielanteilen und Chancen im Blick – die wiesen das 2:2 nämlich als durchaus gerechtes Ergebnis aus. Henneböhle fällte sein Urteil vor allem mit Blick auf das Leistungspotenzial seines Teams und auf die prekäre Tabellensituation. Mit einem Heimsieg über den punktgleichen Konkurrenten wäre unser Perspektivteam auf Rang acht geklettert und hätte Big Points im Kampf um den Klassenerhalt erobert. So aber ist die „Zweite“ als Zehnter akut abstiegsgefährdet. „Wir haben jetzt viele Endspiele vor uns“, richtete der Coach direkt nach dem Abpfiff mahnende Worte an seine Spielerinnen. Die kritisierte er vor allem für die mangelnde Laufleistung in der ersten Halbzeit und für zehn konzentrationsschwache Minuten im zweiten Durchgang.
Verdauen musste Noah Henneböhle zunächst personelle Rückschläge. Neben Chiara Tappe, die sich in einen Urlaub verabschiedet hatte, musste er auch auf die geplante Verstärkung aus dem Zweitligakader verzichten. Noch mehr aber ärgerten ihn die vielen leichten Ballverluste im hinteren Mittelfeld und die zu geringe Bereitschaft, gegen den Ball zu arbeiten und sich eigene Räume zu erlaufen. Dennoch hätte der FSV bei Chancen von Marlene Menzel (6.) und Julia Gärtner (44.) in Führung gehen können. Und Schiedsrichter Luca-Noel Perschke hätte in der 10. Minute durchaus auf Elfmeter entscheiden können, als Rhades starke Innenverteidigerin Kathrin van Kampen einen Gütersloher Schuss im Strafraum mit abgewinkelten Armen abwehrte. Nicht zufällig war es aber gerade die standardmäßige Zielspielerin van Kampen, die mit der letzten Aktion der ersten Halbzeit die Führung für den SSV Rhade erzielte, als sie eine Ecke per Kopf einnetzte.
Henneböhle („Es hätte auch viele andere treffen können“) reagierte mit einem Doppelwechsel zur Pause: Für Johanna Burholz und Birgitta Schmücker kamen Chiara Löffler und Laura Nünning. Tatsächlich war nun mehr Schwung und Leidenschaft im Gütersloher Spiel. Dem Treffer von Marlene Menzel in der 53. Minute blieb wegen Abseits noch zurecht die Anerkennung versagt. Doch am 1:1-Tor von Chiara Löffler in der 59. Minute gab es nichts zu deuteln. Allerdings profitierte sie nach einer Hereingabe von links von einem krassen Schnitzer der SSV-Abwehrspielerin Susanne Leifeld. Wie schon des öfteren erlaubte sich das Gütersloher Team nun allerdings eine Gedankenpause. Auch das Glück, dass der Ball nach einem Pressschlag über FSV-Torhüterin Janina Sauer hinweg an die Unterkante der Latte, von dort auf die Linie und aus dem Tor heraussprang (62.), wirkte nicht als Weckruf. Nach 67 Minuten nutzte Rhade einen Fehler von Elina Büttner zum erneuten Führungstreffer. Dass Vanessa Emming den Heber über Sauer aus stark abseitsverdächtiger Position ansetzte, war für das Gespann kein Grund, einzugreifen.
Es spricht für die Moral der Gütersloherinnen, dass sie nun „All In“ gingen und mit einer gewissen Wucht auf den erneuten Ausgleich drängten. Die Belohnung gab es rasch. Nach einem Eckstoß von Julia Gärtner stemmte sich Lena Lückel in das Kopfballduell und erzwang damit ein Gewusel im Rhadener Strafraum. Tina Rother drückte den Ball letztendlich über die Linie. Während ein Schuss der eingewechselten Alena Schmidt in der 80. Minute kurz vor der Torlinie abgewehrt wurde, kamen auch die Gäste in der 84. Minute noch zu einer Top-Chance, die Janina Sauer vereitelte. Somit blieb es bei einer Punkteteilung, die keinem der beiden Teams im Kampf um den Klassenerhalt richtig weiterhalf.
Kleiner positiver Aspekt aus Sicht des FSV: Nach drei Monaten ohne Spiel und krankheitsbedingt mit nur ganz geringer Trainingszeit kam die mit so viel Talent ausgestattete Cisel Akgül in der Schlussphase endlich mal wieder zu einem Einsatz. Für den FSV Gütersloh geht es am Sonntag, 17. März, 13 Uhr, in Geldern beim SV Walbeck weiter. Gegen das abgeschlagene Schlusslicht ist ein Sieg für das Team von Noah Henneböhle dann Pflicht.
FSV Gütersloh II: Sauer – T. Rother, Lückel, Zitzer, Büttner – Burholz (46. Löffler), Ludwigt (62. Schmidt), Schmücker (46. Nünning) – Reinkensmeier, Menzel (78. Schäfermeier), Gärtner (85. Akgül). Im Aufgebot: Jedral, Nitsch, Seggelmann (Tw).
Tore: 0:1 (45.) van Kampen, 1:1 (59.) Löffler, 1:2 (67.) Emming, 2:2 (75.) T. Rother.