Was hat Anna Höfker, Zweitligaspielerin des FSV Gütersloh, mit Ariane Hingst, Franziska van Almsick, Maria Höfl-Riesch und Dunja Hayali zu tun? Nun, die 22-Jährige arbeitet gemeinsam mit der zweifachen Fußball-Weltmeisterin, der deutschen Schwimm-Ikone, der dreimaligen Ski-Olympiasiegerin und der bekannten ZDF-Journalistin an einem der spannendsten Projekte im deutschen Sport. Der FC Viktoria Berlin hat sich nicht nur auf die Fahne geschrieben, in die Bundesliga aufzusteigen, sondern man will dem Sport der Frauen insgesamt einen Schub verleihen und zu einem gesellschaftlichen Wandel in puncto Chancengleichheit und Gleichberechtigung beitragen. Dazu haben sechs Gründerinnen um Ariane Hingst funktionierendes Team auf dem Platz geschaffen, das just den Meistertitel in der Regionalliga Nordost gewann. Vor allem aber schufen sie ein Netzwerk aus inzwischen 87 Investor*innen, die das Projekt mit Prominenz und Persönlichkeit – und natürlich auch mit ihrer Finanzkraft unterstützen. Und Anna Höfker ist als angestellte Mitarbeiterin, laut Homepage zuständig für PR und Kommunikation, mittendrin im „Geschäft“. Wie es dazu kam? „Ich hatte das Glück, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein“, schildert die Abwehrspielerin die Entstehung der Zusammenarbeit. Im Sommer 2021, nach einem gerade beendeten Auslandssemester in Salzburg, absolvierte sie als Studentin der Kommunikationswissenschaft ein Praktikum bei einer Agentur in Düsseldorf, die auch eine Dependance in Berlin betreibt. So entstand ein erster Online-Kontakt mit der umtriebigen Journalistin Felicia Mutterer, die ein Jahr später zu den Gründerinnen des Projekts gehörte. Drei Monate später, Anfang November 2021, meldete sich Mutterer erneut bei ihr, und Schritt für Schritt entwickelte sich eine Zusammenarbeit. Nach dem Bachelor-Abschluss 2022 setzte Anna Höfker ihr Studium an der Universität Münster mit dem Master im Fach „Strategische Kommunikation“ fort. Sie befindet sich im zweiten von vier Semestern, ist aber bereits als Werksstudentin beim FC Viktoria Berlin mit einem Arbeitsumfang von 20 Wochenstunden (im Semester) und 40 Wochenstunden (Semesterferien) tätig. „Manchmal muss ich mich selbst kneifen, mit wem ich da gerade kommuniziere“, staunt sie angesichts der beeindruckenden Partner in ihrem Businessbereich. Auf jeden Fall ist die Faszination über die bereichernden Kontakte mit den „Promis“ sowie die enge Anbindung an die weiteren Gründerinnen Katharina Kurz, Lisa Währer, Tanja Wielgoß und Verena Pausder ebenso groß wie die professionelle Herausforderung: „Das letzte Jahr hat mein Leben um 180 Grad gedreht“, schwärmt sie. Dazu trug auch ihr Karrieresprung beim FSV Gütersloh bei. Dass sie sich auf Anhieb in der 2. Liga etablieren würde, war keineswegs vorauszusehen, als sie im Sommer 2022 in die Tönnies-Arena zurückkehrte. Hier hatte die aus Rheine stammende und beim SV Mesum gestartete Fußballerin schon von 2014 bis 2017 im Gütersloher U17-Bundesligateam gespielt. Anschließend steckte Anna Höfker ihre Ambitionen wegen Abitur und Studienbeginn allerdings zurück und verbrachte fünf Jahre im Frauenteam von Germania Hauenhorst – zunächst zwei Spielzeiten in der Regionalliga, dann aber drei Jahre nur in der Westfalenliga. Insofern war sie überrascht, als FSV-Geschäftsführer Michael Horstkötter im Juni 2022 anrief und ihr ein Angebot für die 2. Liga unterbreitete. Den Sprung über zwei Spielklassen sah sie als verlockendes Wagnis, ging es aber auch deswegen ein, weil die Rahmenbedingungen passten: „Ich hatte gerade den Bachelor in der Tasche und konnte mit Paula Reimann und Sarah Rolle eine Fahrgemeinschaft aus Münster bilden.“ Der sportlichen Herausforderung war sie sich sehr wohl bewusst, und sie war bereit, entsprechend viel zu investieren. „Es hat sich ausgezahlt, dass ich auf meinen Sommerurlaub verzichtet habe“, blickt sie auf die Saisonvorbereitung zurück. Dass sie vom ersten Spieltag an in der Innenverteidigung gesetzt war, gehörte zu den personellen Überraschungen beim FSV. „Ein Riesendank an die Trainer, dass sie mir das Vertrauen gegeben haben“, sagt Anna Höfker, die bei 23 von 25 Zweitligapartien mit ihrer abgeklärten Spielweise imponierte und mit fünf Treffern sogar zu einer der besten Torschützinnen im Team avancierte. Das bevorstehende Spiel gegen Eintracht Frankfurt II wird allerdings ihr letztes für den FSV Gütersloh sein. Sie hat den Verantwortlichen frühzeitig mitgeteilt, dass sie den Verein trotz der so positiv verlaufenen Saison verlassen wird. „Ich habe für mich alle Szenarien durchgespielt – sportlich, beruflich, persönlich“, schildert sie den Entscheidungsprozess, an dessen Ende das „Gesamtpaket“ für einen Wechsel sprach. Noch sei beim FC Viktoria kein Vertrag unterschrieben, aber die Lösung ist naheliegend, zumal sie in Berlin bereits eine Wohnung gefunden hat. Die Vereinbarkeit von Studium, beruflicher Perspektive und Fußball, die sie im letzten Jahr trotz aller Möglichkeiten der Online-Kommunikation organisatorisch gefordert und an die Grenzen der zeitlichen Belastung gebracht habe, sei in der Hauptstadt einfach stärker gegeben. Von den zukünftigen Spielklassen konnte sie ihre Entscheidung nicht abhängig machen. Zwar stellt sich bereits an diesem Wochenende heraus, ob der FSV den Aufstieg in die Bundesliga schafft. Doch wo die Viktoria in der nächsten Saison spielt, ist bis zum 18. Juni offen. Dann erst findet das Rückspiel um den Zweitliga-Aufstieg gegen den Hamburger SV als Meister der Regionalliga Nord im Stadion Lichterfelde statt. Vorerst konzentriert sich Anna Höfker aber ganz auf das Saisonfinale mit ihrem aktuellen Verein. „Wir haben durch den Sieg in Leipzig eine Chance gewonnen, die man beinahe schon abgeschrieben hatte“, blickt sie auf das Duell mit Eintracht Frankfurt II voraus. Und sie ist überzeugt: „Das wird auf jeden Fall ein geiles Heimspiel, denn schon die letzten Spiele in der Tönnies-Arena waren richtig cool.“ Dass sie vor einer großen Kulisse mit einem Sieg des FSV Gütersloh rechnet, es wäre der sechste in Folge, versteht sich von selbst. Den größeren Druck sieht die PR- und Kommunikationsexpertin beim 1. FC Nürnberg: „Wir dagegen können getreu dem Motto des Vereins ‚Alles kann, nichts muss‘ befreit aufspielen.“