Der Klassenerhalt in der 2. Frauen-Bundesliga ist für die Fußballerinnen des FSV Gütersloh theoretisch immer noch möglich, aber realistischerweise muss man konstatieren, dass er wieder in weite Ferne gerückt ist. Anstatt den Aufwärtstrend der letzten zwei Spiele (4 Punkte) fortzusetzen, kassierte der FSV im Kellerduell mit dem bisherigen Schlusslicht SC Freiburg II eine 0:4-Heimniederlage und fiel selbst auf den letzten Tabellenplatz zurück. Weil zudem die Konkurrenz aus Andernach (3:2 in München) und Weinberg (2:2 in Bochum) punktete, wuchs der Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz auf vier Punkte an. Und die aktuelle Leistung gegen das U20-Team aus dem Breisgau gibt wenig Anlass zur Hoffnung, dass die Gütersloherinnen in den letzten drei Spielen gegen Ingolstadt, Nürnberg und Berlin tatsächlich noch das „Wunder“ schaffen. „Die Niederlage ist auch in der Höhe verdient“, versuchte Christopher Hankemeier erst gar nicht, irgendetwas am Ergebnis oder am Auftreten seines Teams schönzureden. Der Co-Trainer hatte vor 200 Zuschauern in der Tönnies-Arena das Sagen, weil Cheftrainer Markus Graskamp seine Gelbrot-Sperre auf der Tribüne absaß. Hankemeier begann mit der gleichen Elf, wie eine Woche zuvor beim 3:2-Erfolg in Mönchengladbach. Bis auf die ersten zehn Minuten erinnerte ansonsten aber gar nichts an die mutige und kampfstarke Spielweise am Ostersonntag. „Wir haben nichts von dem abgerufen, was wir können und was wir uns in den letzten Wochen erarbeitet haben“, lautete die Komplettenttäuschung des Coaches. Vielleicht wäre die Partie anders verlaufen, wenn Lea Bultmann ihre Top-Chance in der 10. Minute zum Führungstreffer genutzt hätte. Nach einem guten Pressing von Nele Schmidt auf dem rechten Flügel und einer erfolgreichen Rückeroberung des Balles durch sie selbst drang Bultmann zentral in den Strafraum ein. Sie brachte aber nur einen schwachen Abschluss zustande, den Freiburgs Keeperin Lena Nuding parierte. Danach aber blieb das Gütersloher Offensivspiel seltsam uninspiriert, und quer durch alle Mannschaftsteile zog sich eine Zweikampfschwäche. „Jede 50:50-Aktion ging an den Gegner“, beobachtete Christopher Hankemeier. Das rasche 0:1 in der 16. Minute tat ein Übriges, um die Gütersloherinnen zu verunsichern. Über den viel zu offenen rechten Abwehrflügel kombinierte sich der SC Freiburg in den Strafraum, und Mia Scholle traf ins lange Eck. Der nächste individuelle Patzer führte nur acht Minuten später zum 0:2-Rückstand. Innenverteidigerin Chiara Tappe leistete sich bei der Spieleröffnung an der rechten Außenlinie einen Ballverlust gegen Nora Scherer. Sie setzte der schnellen Freiburgerin hinterher und versuchte, ihr den Ball im Strafraum mit einer Grätsche von schräg hinten wegzuspitzeln. Dabei traf sie Scherer, die wenig später verletzt ausgewechselt werden musste, am Knöchel, und Schiedsrichterin Anna-Lena Weiss (Holzwickede) zeigte korrekterweise auf den Elfmeterpunkt. Belma Dzaferi ließ FSV-Torhüterin Janne Krumme keine Chance. Weil Krumme gegen Weena Simmen (41.) und gegen Almas Traorer (43.) zweimal zur Stelle sein musste, konnten die Gastgeberinnen froh sein, nur mit einem Zwei-Tore-Rückstand in die Pausenkabine zu gehen. Christopher Hankemeier reagierte mit einem Doppelwechsel. Für Chiara Tappe kam Merle Hokamp und besetzte die Position von Maren Tellenbröker, die in die Innenverteidigung wechselte. Und für die effektlose Gizem Kılıç sollte Lucy Wisniewski über den linken Flügel angreifen. Immerhin hatte der FSV in der Anfangsphase zwei Strafraumszenen: Erst flog Finja Kappmeier an einer Bultmann-Hereingabe von rechts vorbei (51.), dann kam Ronja Leubner frei zum Schuss (54.), verzog den Ball aber mit links. Klar lauf-, spiel- und zweikampfstärker blieben allerdings die in keinerlei Hinsicht wie ein Tabellenletzter auftretenden Gäste. „Sie haben uns in allen Belangen abgezockt“, musste der FSV-Coach hinterher eingestehen. Das drückte sich auch in Toren aus. Nachdem der Ball zuvor zweimal die Latte touchiert hatte (56., 62.) traf SC-Kapitänin Victoria Ezebinyuo in der 73. Minute per Kopf nach einer Ecke zum 0:3. Und gleich mit dem nächsten Freiburger Angriff (74.) fiel das 0:4. Offiziell als Torschützin angegeben wird Eileen Michelle Campbell, doch de facto war es ein Eigentor von Janne Krumme, die sich den Ball nach der starken Abwehr eines Campbell-Schusses beim Hinterhereilen selbst ins Netz bugsierte. Die Niedergeschlagenheit beim FSV Gütersloh war groß, denn alle wussten, welch große Chance mit dieser Klatsche vertan worden war. Christopher Hankemeier vermisste die Unbekümmertheit, mit der das Team in den beiden Spielen zuvor gepunktet hatte. „Es ist Kopfsache, denn heute hatten wir wieder etwas zu verlieren“, glaubt er. Auf die Tabelle zu schauen verbietet sich daher in den letzten drei Spielen. In gewisser Hinsicht geht es jetzt, unabhängig vom Ausgang der Saison, auch um die Ehre. Die schmerzlich vermisste Melanie Schuster, die nach ihrem Kreuzbandriss auf ihre Knieoperation wartet, wollte wohl genau das ausdrücken, als sie sich nach dem Abpfiff in den Teamkreis einreihte und den Mitspielerinnen zurief: „In den letzten Wochen dürfen wir nicht unser Gesicht verlieren.“ FSV Gütersloh: Krumme – Schmidt (76. Zitzer), Tappe (46. Hokamp), Stojan, Kappmeier – Tellenbröker – Pagel (76. Pagel), Bultmann, Kilic (46. Wisniewski) – Weber, Leubner (65. Aradini). Im Aufgebot: Krohne, Rolle (Tw). SC Freiburg: Nuding – Volpert, Ezebinyuo (80. Rößler), Maas – Dzaferi (65. Campbell), Troaore (80. Wunderlich), Schick, Scholle – Blöchlinger, Simmen (65. Sadikou), Scherer (31. Schmit). Im Aufgebot: Bianchi, Linsler (Tw). Tore: 0:1 (16.) Scholle, 0:2 (24.) Dzaferi, 0:3 (73.) Ezebinyou, 0:4 (74.) Campbell.