Vor der Saison bezifferte Mark Oliver Stricker die Chance des FSV Gütersloh II auf den Klassenerhalt in der Frauen-Regionalliga West mit „1 Prozent“. Am Sonntag verabschiedete sich das Team mit einem 2:0-Erfolg beim 1. FFC Recklinghausen in die Winterpause. Nach 15 von 26 Spielen belegt unsere „Zweite“ mit einer 7-1-7-Bilanz, also 22 Punkten, Platz sieben und gehört damit zur oberen Tabellenhälfte. Und was sagt Stricker nun: „Jetzt sind wir bei 2 Prozent angekommen.“ Der Unterschied zu seiner Vorstartprognose: Diesmal macht der Trainer einen halbernsten Scherz. Denn er weiß ganz genau, dass sich die Mannschaft unter seiner Führung und unter den Fittichen von Teammanager Matthias Kaiser prächtig entwickelt hat, zu einer echten Einheit geworden ist und fußballerisch selbst mit den Besten der Liga mehr als mithalten kann. Von einem potenziellen Abstiegsplatz 12 ist der FSV II mit neun Zählern fast genauso weit entfernt wie vom zehn Punkte voraus liegenden 2. Tabellenplatz. Spitzenreiter VfR SW Warbeyen ist mit 42 Punkten eine Klasse für sich. Das Abstiegsgespenst kreist in Köln und Aachen, aber nicht in Rheda über der Tönnies-Arena. Und als hätte es dafür noch eines Beweises bedurft, setzten sich die Gütersloherinnen nach dem 5:0-Hinspielsieg trotz erschwerter Bedingungen auch in Recklinghausen durch – „bei einem direkten Konkurrenten“, wie Mark Oliver Stricker unter Verweis auf den nur ganz knapp über dem Strich stehenden Tabellenelften beharrt. Der FSV reiste mit deutlich ausgedünntem Personal an: Top-Angreiferin Pauline Berning war ins Zweitligateam aufgestiegen und spielte zeitgleich in Nürnberg. „Ich bin ein bisschen stolz darauf, dass sie es geschafft hat“, weiß der Trainer um sein Verdienst an Bernings Comeback. Auch Lena Meynert (Zahnentzündung), Lea Bartling (erkrankt), Leandra Kammermann (Studium) sowie die privat verhinderten Jule Schobel und Sophie Nitsch standen nicht zur Verfügung. Neben Torhüterin Celina Seggelmann saßen mit Sophie Walters und der Debütantin Natalia Marczak nur zwei Feldspielerinnen auf der Bank. Mit Johanna Burholz und Jessica Heisinger hatten sich zwei Westfalenauswahl-Spielerinnen nach dem Länderpokal im Oktober leider verabschiedet. Vielleicht war die lange Ausfallliste ein Grund, warum der FSV anders als eine Woche beim 2:2 gegen Bayer Leverkusen II spielerisch nicht zu glänzen vermochte. „Dafür waren die Mädels kämpferisch richtig stark“, schwärmte Mark Oliver Stricker und sprach von einem „echten Arbeitssieg“. Beim Treffer zur 1:0-Führung in der 24. Minute machte sich das frühe Anlaufen und Zustellen des Gegners bezahlt. Charlotte Weinhold, die wegen ihrer starken Leistungen die winterliche Vorbereitung mit dem Kader des Zweitligateams absolvieren wird, zog aus 30 Metern ab, und der Ball landete unter leichter Mithilfe der Recklinghäuser Keeperin im Netz. Weitere Möglichkeiten durch Alena Schmidt, Marlene Menzel und Anna-Lena Meier blieben vor der Pause ungenutzt. Die zweite Halbzeit ging eindeutig an die Gastgeberinnen, wie Stricker freimütig einräumte: „Wir haben tief gestanden und mit Mann und Maus verteidigt.“ Das allerdings machten die Gütersloherin so leidenschaftlich und taktisch geschickt, dass Recklinghausen nur zu einer einzigen hochkarätigen Torchance kam: FSV-Keeperin Janina Sauer bekam an einen Schuss aus acht Metern aber noch eine Hand dran und drehte den Ball um den Pfosten. Mit dem einzigen schön ausgespielten Konter machte der FSV in der 86. Minute dann den Deckel auf seinen Auswärtssieg. Sophie Walters leitete ihn auf dem rechten Flügel mit einem Pass auf Natalia Marczak ein, die U19-Spielerin bediente die von links einlaufende Elina Büttner, und die 21-Jährige fackelte nicht lange und jagte den Ball aus 16 Metern zum 2:0 in die Maschen. „Es zeichnet uns aus, dass wir jetzt auch solche Spiele gewinnen können“, kommentierte Mark Oliver Stricker die Entwicklung seines Teams. Die Spielerinnen haben offenbar so viel Spaß am Fußball, dass sie sie gleich in die Hallensaison überwechseln. Nach dem Schrottwichteln am Freitag steht schon am Samstag das Hallenturnier um den Elithera-Cup in Emmerthal an. FSV Gütersloh II: Sauer – T. Rother, Schmücker, Büttner – Meier, Weinhold, Schön, Kroepke (70. Walters) – Schmidt, Menzel (85. Marczak), Gärtner.