Der FSV Gütersloh ist neuer Tabellenführer der 2. Frauen-Bundesliga. Ein Treffer von Jacqueline Baumgärtel in der zweiten Minute der Nachspielzeit bescherte unserem Team am Sonntag einen 2:1-Heimsieg über den 1. FC Nürnberg. Dass der verdiente Erfolg im Spielverlauf auch glückliche Aspekte hatte, störte im kollektiven Jubel nach dem Schlusspfiff niemanden mehr. „Hauptsache drei Punkte“, atmete Trainer Sammy Messalkhi erleichtert auf. Zumindest bis Mittwoch darf sich der FSV an der Spitze sonnen, dann kann sich RB Leipzig die Pole-Position im Nachholspiel gegen Hoffenheim II zurückerobern. Eine „Zuschauerin“ verschlief den von 250 Zuschauern lautstark gefeierten Triumph. Unsere langjährige Spielerin Melanie Schuster war drei Wochen nach der Geburt mit ihrem Töchterchen Mavie in die Tönnies-Arena gekommen. Kapitänin Sarah Rolle überreichte ihr anschließend im Mannschaftskreis ein kleines FSV-Trikot mit Namen und Rückennummer 12. Die nach der Babypause ihrem Comeback entgegenfiebernde Mama sah eine erste Halbzeit, in der ihr Team den Gegner in allen Belangen dominierte. „Wir müssen eigentlich mit 3:0 führen“, stellte Schuster angesichts des 0:0-Pausenstands bedauernd fest. Untermauern konnte sie ihre Einschätzung mit einem Verweis auf ein Chancenverhältnis von 8:1. Der in der Defensive hellwache und zweikampfstarke FSV nutzte mit Laufstärke und Passsicherheit die Räume links und rechts der Nürnberger Dreier-Abwehrkette geschickt aus. Der Angriffswirbel startete in der 3. Minute mit einer Fehlentscheidung des Schiedsrichtergespanns. Die mehrfach unsichere Katharina Linke erkannte ein von Lena Strothmann mit einer scharfen Hereingabe auf Shpresa Aradini erzwungenes Eigentor von Franziska Mai wegen einer angeblichen Abseitsstellung nicht an. Weiter ging es mit guten bis sehr guten Möglichkeiten für Strohmann (5.), Aradini (16.), Paula Reimann (20.), Strohtmann (22.), Ronja Leubner (28.), Leonie Kreil (32.) und Anna Höker (42.). „Wir hatten das Spiel total in der Hand“, analysierte Cheftrainerin Britta Hainke. Die überfällige Führung gelang aber erst nach der Pause in der 49. Minute. Als die eingewechselte Celina Baum von Club-Verteidigerin Amelie Thöne gefoult wurde, zirkelte Leonie Kreil den fälligen Freistoß aus 17 Metern über die Mauer hinweg zum 1:0 ins Nürnberger Tor. Warum unser Team anschließend die zuvor beherzt verfolgte Marschroute schlagartig verließ und den mutiger werdenden Gästen immer mehr Spielraum überließ, konnte niemand erklären. „Wir haben im Mittelfeld überhaupt keinen Zugriff mehr gehabt“, monierte Hainke. In der 64. Minute gab es die Quittung, als Torhüterin Sarah Rolle bei einem langen Ball auf Nastassja Lein zu spät kam und die Nürnberger Torjägerin im Strafraum umrammte. Den korrekten Foulelfmeter verwandelte Lara Felix sicher zum 1:1-Ausgleich. „Ein Unentschieden wäre aufgrund der zweiten Halbzeit auch in Ordnung gewesen“, sagte Hainke und gab sogar zu: „Wir hätten uns auch nicht beschweren können, wenn wir das Spiel verloren hätten. Gleich dreimal trafen die Nürnbergerinnen in der 2. Halbzeit nämlich die Latte, und Rolle musste in der 67. Minute eine Glanzreaktion zeigen, um einen Kurzdistanz-Schuss von Lein abzuwehren. Hochkaräter hatte der FSV Gütersloh erst wieder ganz am Ende. Erst zwang Hedda Wahle die Club-Keeperin Lea Paulick mit einem indirekten Freistoß im Nürnberger Strafraum zu einer Rettungstat (90.). Dann ließ sich die frei auf Paulick zustürmende Celina Baum von Abwehrspielerin Mai aus der Ruhe bringen und schoss vorbei (90.+1). Zum Glück behielt Jacqueline Baumgärtel in der nächsten Szene die Nerven. Von Baum nach kampfstarker Balleroberung angespielt, drang sie auf halbrechts in den Strafraum ein („Ich habe kurz überlegt, den Ball noch quer zu legen“) und schoss den Ball flach ins lange Eck. Dass sie nach einem zweiwöchigem USA-Urlaub nicht sofort wieder für die Startelf nominiert worden war, hatte „Baumi“ akzeptiert. Die Einwechslung der 20-Jährigen in der 75. Minute erwies sich im Nachhinein als Glücksgriff. Hatte der FSV eine Woche zuvor in Jena im letzten Moment das 2:2 kassiert und zwei Punkte verloren, drehte er den Spieß jetzt um und holte sich im sechsten Saisonspiel den vierten Dreier. Weiter geht es für die Gütersloherinnen am Sonntag, 30.Oktober, um 11 Uhr beim Tabellendrittletzten FC Ingolstadt. Schon jetzt aber freut man sich auf das Top-Heimspiel am 18. Dezember gegen RB Leipzig. Weil die Tönnies-Arena an diesem Tag nicht zur Verfügung steht, findet die Partie im Gütersloher Heidewaldstadion statt. FSV Gütersloh: Rolle – Tayeh (75. Baumgärtel), Höfker, Wahle, Deppe (88. Manteas) – Tellenbröker – Leubner (61. Pagel), Aradini – Kreil, Reimann, Strothmann (46. Baum). Im Aufgebot: Schriek, Moses, Sommer, Mischke (Tw), Jäger (Tw). 1. FC Nürnberg: Paulick – Schneider (46. Hein), Thöle, May – Mai, Felix (76. Fournier), Kusch (85. Leske), Mühlemann, Führlein – Lein. Tore: 1:0 (49. Kreil, 1:1 (64.) Felix (FE), 2:1 (90.+2) Baumgärtel.